Pädiatrie
Ausgangssituation
Im Rahmen der Verhandlung der neuen Rahmenempfehlungen nach § 132 SGBV wurde innerhalb des § 5 auch personelle Anforderungen hinsichtlich der Qualifikation von Pflegefachpersonen definiert. Hier wird auf das generalistisch ausgerichtete Curriculum der Arbeitsgemeinschaft der Fachgesellschaften (Kurz: ArGe) verwiesen. Die Ausrichtung auf den Altersschwerpunkt ist möglich, aber wird hier in den formulierten Kompetenzen nicht explizit erwähnt. Aus diesem Grund hat sich eine Gruppe von engagierten Fachärzt:innen, Pflegefachpersonen, Pädagog:innen, Therapeut:innen und Atmungstherapeut:innen zusammengefunden und einen Entwurf eines Pädiatrie-Aufbaumoduls vorgelegt, das als Pädiatrie-Upgrade Curriculum von der ArGe der Fachgesellschaften konsentiert wurde. Bildungsanbietende können hier den Teilnehmenden ein Aufbau zum generalistisch- oder auf Erwachsene ausgerichteten Basis- oder Expertenkursanbieten, sodass eine altersspezifische Vertiefung in den wichtigen Lerninhalten der Kurse erfolgen kann.
Das Pädiatrie-Upgrade in der außerklinischen Intensiv- & Beatmungspflege
Warum ein pädiatrisches Upgrade notwendig ist
Die Versorgung von Kindern mit Beatmungsbedarf erfordert nicht nur fachliche Expertise, sondern auch besondere kommunikative und ethische Kompetenzen. Eine Analyse der AOK-Routinedaten zeigt: 16 % der Versicherten mit Bedarf an außerklinischer Intensivpflege (AKI) sind unter 20 Jahre alt, und 6 % sind Kinder zwischen 0 und 4 Jahren (Räker et al., 2022). Diese Zahlen verdeutlichen den akuten Bedarf an gezielt qualifiziertem Fachpersonal im pädiatrischen Bereich.
Ziel des Pädiatrie-Upgrades
Die Zusatzqualifikation „Pädiatrie-Upgrade“ vermittelt gezielte Kompetenzen für die Versorgung beatmeter Kinder in außerklinischen Settings. Ziel ist es, die bereits erworbenen Kenntnisse aus Basiskursen (≥120 Std.) oder Expertenkursen (≥200 Std.) um spezielle Inhalte zur pädiatrischen Intensivpflege zu erweitern – fachlich, praktisch und rechtlich fundiert.
Wer kann teilnehmen?
Angesprochen sind:
- Pflegefachkräfte und Pflegeexpert:innen für außerklinische Intensivpflege/Beatmung
- Atmungstherapeut:innen (mind. 600 Std.) mit pflegerischer Grundausbildung
- Fachpflegekräfte Anästhesie- und Intensivpflege
- Zugangsvoraussetzungen auf einen Blick
Teilnehmende müssen einen zertifizierten Basis- oder Expertenkurs abgeschlossen haben (siehe Bildungsanbieterregister: certi-care.net) Dieser muss:
- Mindestens 120 bzw. 200 Stunden umfassen
- Von einem zertifizierten Bildungsanbieter durchgeführt worden sein
- Nicht länger als 24 Monate zurückliegen
- Alternativ Vorbereitungsseminar (siehe Curriculum)
Eine vollständige Übersicht zertifizierter Bildungsanbieter gibt es hier.
Kursaufbau & Inhalte
Das Upgrade umfasst:
- Mindestens 40 Zeitstunden (53 UE à 45 Minuten)
- Berufsbegleitende Durchführung
- Max. 50 % Online-Anteil
- Max. 10 % Fehlzeiten
Inhalte & Module orientieren sich an aktuellen fachgesellschaftlichen Standards und umfassen u. a.:
- Beatmung, Monitoring
- Trachealkanülen-Management
- Sekretmanagement & Weaning
- Ernährung & Dysphagie
- Notfallmanagement & Palliativversorgung
- Kommunikation, Ethik & Rechtliche Inhalte
Zertifikatsvergabe
Nach erfolgreicher Teilnahme und erfüllten Voraussetzungen wird eines der folgenden Zertifikate vergeben:
- Pflegefachkraft für außerklinische pädiatrische Intensivpflege (nach ArGe)
- Pflegeexpert:in für außerklinische pädiatrische Intensivpflege/Beatmung (nach DGF, DIGAB, KNAIB)
- Atmungstherapeuten (600 Stunden Umfang) mit pflegerischer Grundausbildung, sowie Fachpflegekräfte Anästhesie- und Intensivpflege, die weder einen Basis- noch einen Expertenkurs absolviert haben, schließen das Pädiatrie-Upgrade mit einer Teilnahmebescheinigung ab.
Warum das Pädiatrie-Upgrade unverzichtbar ist
Die Einführung des Pädiatrie-Upgrades schließt eine bedeutsame Versorgungslücke in der außerklinischen Intensivpflege. In der generalistischen Pflegeausbildung kommt die Versorgung von Kindern – insbesondere mitBeatmungs- oder Intensivpflegebedarf – nur am Rande vor. Gleichzeitig zeigt sich in der Praxis ein deutlicher Mangel an pädiatrisch qualifizierten Pflegefachpersonen.
Pflegende, die in der außerklinischen Intensivversorgung tätig sind, stehen vor komplexen Herausforderungen, wenn Kinder betroffen sind: medizinisch, kommunikativ und ethisch. Doch Fortbildungsangebote mit pädiatrischem Schwerpunkt sind rar. Das neue Upgrade schafft eine standardisierte, zertifizierte und bedarfsorientierte Fortbildung, die speziell auf diese Zielgruppe zugeschnitten ist.
Das Pädiatrie-Upgrade ist damit nicht nur ein Schritt zur Verbesserung der Versorgungsqualität, sondern auch einwichtiger Baustein zur fachlichen Aufwertung und Spezialisierung von Pflegenden in einem besonders sensiblenBereich der Gesundheitsversorgung.



